aus dem 3D-Drucker war ich fleißig und kann nun das Garn vorstellen, das entstand. Es ist ein weiter Weg von der Faser zum Garn. Und nur einen Teil des Weges kann ich zeigen, denn die Fasern waren ja schon vom Tier geschoren, gewaschen und gekämmt.
Zuerst nahm ich die sogenannten Kammzüge – das ist die schon vorbereitete Wolle, die als langes Band verkauft wird. Ich hatte je ein Band Baby-Kamel in Naturfarbe und ein Band Schafwolle in dunklem Lila. Davon zupfte ich Stücke ab, die ich in einer Schale vermischte und dann legte ich immer einige auf meine Handkarden und bürstete sie zusammen. Die Karden sehen Katzenbürsten sehr ähnlich, sind halt viel größer. (Einschub: tatsächlich machte ich meine allerersten Versuche zum mischen von Fasern mit Katzenbürsten.) Also kardieren, dann von den Bürsten abnehmen und dabei zu Röllchen oder Locken drehen. Das alles dauert seine Zeit. Dann ist die Schüssel voll mit Wolle, die versponnen wird. Röllchen für Röllchen – so füllt sich die Spindel. Ist sie voll, nehme ich sie auseinander, lege das Knäuel beiseite, setze die Spindel wieder zusammen und beginne wieder. Sind alle Röllchen versponnen, gehts wieder ans kardieren der Fasern. Ich füllte die Schale einige Male mit Röllchen. Ein Röllchen zu verspinnen dauerte ungefähr zehn Minuten.
Zeit, es braucht Zeit – wie eigentlich jede Handarbeit. Und natürlich kann man die Fasern einfach aus dem Kammzug verspinnen. Ich wollte aber die beiden Farben mischen, daher der Aufwand. So, genug gesponnen, nun wird gezwirnt. Immer zwei Knäulchen zusammen mit der großen Spindel verdreht, bis die auch voll ist. Als dann einige große Wollbälle vor mir lagen, war ich neugierig und wollte das fertige Garn endlich sehen.
Aber dazu musste ich erst alles haspeln, also zu Strängen wickeln. Meine sehr alte Haspel kam wieder einmal zum Einsatz. Man bindet die Stränge ab, damit sie sich beim waschen nicht verheddern. Ich nahm grünes Baumwollgarn für jeweils drei oder vier Bindestellen pro Strang. Die Stränge wurden nun gewaschen. Davon gibts kein Bild. Stellt euch eine kleine Plastikwanne vor, in der die Wolle badet. Sie wird natürlich nicht gerubbelt, sondern nur ganz zart und vorsichtig ausgedrückt. Das Wasser war danach übrigens tiefdunkel violett. Dann wickelte ich die Stränge in ein Handtuch und presste möglichst viel Wasser heraus. Schließlich schleuderte ich sie draußen wie ein Lasso durch die Luft und nun durften sie in Ruhe auf einem Wäscheständer liegend trocknen. Erwähnte ich schon, dass Handarbeit viel Zeit braucht?
Nach dem trocknen dann kann man die Stränge einfach zusammen drehen und so aufbewahen. Das sieht sehr hübsch aus. Aber spätestens, wenn man das Garn verarbeiten will, muss man ja doch wickeln. Ich erledige das lieber sofort, dann ist alles bereit. Also die Stränge auf die Haspel gespannt und mit dem – ebenfalls sehr alten – Wollwickler zu Knäueln gewickelt. Fertig. Übrigens wickele ich niemals direkt von der Haspel auf den Wickler. Das geht immer von der Haspel erst durch meine Hände und von dort auf den Wickler, damit keine Spannung auf dem gewickelten Garn ist.
Wer so etwas professioneller oder häufiger macht, hat natürlich einige Helferlein, die sich für mich gar nicht lohnen. Es gibt ja Spinnräder (auch elektrische) und Trommelkarden und elektrische Wickler. Aber es bleibt trotzdem ein ordentlicher Aufwand, bis ein Strang Wolle zum stricken hergestellt ist. Mein Garn ist daher purer Luxus. Schon, dass es ungefähr zur Hälfte aus Kamelhaar besteht finde ich sehr luxuriös. Es sind übrigens 130 Gramm.
Was wird nun daraus? Vermutlich ein wilder Cowl, Halswärmer. Wild ist schon das Garn und ich sah einige wirklich wunderbare Stücke aus unregelmäßig handgesponnener Wolle. Damit kein Missverständnis aufkommt: handgesponnenes ist oftmals sehr gleichmäßig und fein, nicht so ungebärdig wie mein Garn. Vielleicht erreiche ich das auch mal, vielleicht auch nicht. Es braucht regelmäßige Übung und ich weiß ja nicht, wie lange mein Enthusiasmus dieses Mal anhält. Ich hoffe zwar auf eine lange Liebe zwischen den Spindeln und mir – aber ich kann nicht in die Zukunft schauen…. Im Moment jedenfalls bin ich mit Begeisterung dabei, die Kreuzspindeln immer wieder zu füllen.
Das hier bleibt: solange der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine andauert, verweise ich für Spendenwillige auf die “Aktion Deutschland hilft”: klick
Und natürlich gilt für mich: Solidarität mit Israel!
Sehr interessant den gesamten Vorgang beschrieben zu bekommen 🙂
Auch das hat Zeit gekostet ;D
Danke für die Rückmeldung, ich hatte die Hoffnung, dass es für manche interessant ist. 🙂